Pål Hermansen, Norwegen
Mahlzeit
Eisbär und Walross, Spitzbergen, Norwegen
Ende Mai 2024 fotografierte Pål diese etwas groteske Szene, die dennoch zum Schmunzeln anregt.
Während einer Expedition im nordwestlichen Spitzbergen entdeckte das Team des Expeditionsschiffes einen Eisbären auf dem Eis, in der Nähe einer abgelegenen Insel. Das Schiff hielt in sicherer Entfernung von etwa 300 Metern, um die Situation in der Mitternachtssonne zu beobachten.
Der Tourleiter, der als Erster das Szenario mit seiner Drohne begutachtete, meldete einen atemberaubenden Anblick: Ein Bär, der ein Walross fraß – ein äußerst seltenes und dramatisches Ereignis. Walrosse sind für Eisbären beinahe unmöglich zu erlegen. Vielleicht war dieses Walross geschwächt oder krank.
Durch den Rückgang des Meereises im Sommer haben die Bären immer größere Schwierigkeiten, Robben zu fangen. Eine Walross-Mahlzeit im Frühling ist daher ein wahrer Glücksfall.
Pål schwebte eine Weile mit seiner Drohne über dem satten und schläfrigen Bären, der sich davon nicht beeindrucken ließ. Schließlich erwachte er, kratzte sich zufrieden und rollte sich auf den Rücken.
Ein einzigartiger Moment, der die fragile Schönheit der Arktis in seiner ganzen Pracht zeigt – und das letzte Mal, dass Drohnen in diesen Schutzgebieten fliegen durften, da seit dem 01. Januar 2025 neue Regeln dies untersagen.
DJI Mavic, 166 mm,
ISO 100, f 3,4, 1/240 sec.
Glanzlichter-Naturfotograf 2025
Pål Hermansen
Pål Hermansen (geb. 1955) arbeitet als Fotograf im Bereich Natur und Kunst. Er ist ausgebildet am Robert Meyer College of Art in Oslo und hat zudem Abschlüsse in Zahnmedizin und Homöopathie.
In seiner Arbeit fokussiert er sich vor allem auf die Interaktion zwischen Mensch und Natur, existenzielle Landschaften und kreative Wildtierfotografie.
Pål Hermansen hat 40 Bücher geschrieben und/oder illustriert und gehört zu den zehn besten Fotografen der Welt, die im internationalen Portfolio-Buch Masters of Nature Photography (BBC/Natural History Museum, London 2013) vertreten sind. Seine Bilder erschienen in Publikationen wie National Geographic Magazine, ORION, GEO und BBC Wildlife Magazine. Hermansen hat zahlreiche Preise in bedeutenden Wettbewerben erhalten, darunter World Press Photo, Wildlife Photographer of the Year, Glanzlichter der Naturfotografie, Big Picture und European Nature Photographer of the Year.
Seine Werke werden weltweit ausgestellt. Er ist Mitglied der FFF, der norwegischen Fotografenvereinigung (FFF), Ehrenmitglied der Norwegischen Naturfotografenvereinigung (NN) und ist in der Gruppe 100 Norwegian Photographers (100norwegianphotographers.no) vertreten. Zudem ist er Mitglied des Kunstkollektivs HAM zusammen mit Mats Andersson und Erik Malm.
Begründung der Jury
Das Bild des Eisbären fesselte alle Juroren bereits in der Vorauswahl mit einer Kraft, die bis zur finalen Entscheidung ungebrochen blieb. Es zeigt einen einzigartigen Moment inmitten der eisigen Wildnis – eine rohe, fast groteske Szenerie, die zugleich ein unerwartetes Schmunzeln hervorruft. Die Zufriedenheit des vollgefressenen Bären, in einer seligen Ruhe verharrend, im Kontrast zum traurigen Ende des gewaltigen Walrosses, das ihm als Beute diente.
Doch nicht nur die Szene selbst, sondern auch die außergewöhnliche Perspektive verleiht dem Bild seine besondere Wirkung. Sie eröffnet einen eindrucksvollen Blick auf den ewigen Kampf ums Überleben in einer Welt, die sich unaufhaltsam verändert.
Die Bedeutung dieses Fotos reicht weit über das Motiv hinaus. Der Eisbär, einst Symbol für das arktische Paradies, kämpft angesichts des schwindenden Eises immer stärker mit den Folgen des Klimawandels. Die Robben, die eine wichtigste Nahrungsquelle darstellten, werden für ihn zunehmend unerreichbar. Und die Walrosse, mächtige Kreaturen, die nur als unwahrscheinliche Beute galten, werden durch den Verlust ihrer Rückzugsorte und Rastplätze auf den Eisschollen selbst zu einem Symbol der Überlebenskrise. Erschöpft und geschwächt von den endlosen Reisen, bieten sie dem hungrigen Eisbären schließlich die Chance, sich zu nähren. Ein dramatischer Wandel, der die existenziellen Herausforderungen dieser Tierart vor dem Hintergrund des Klimawandels in bedrückender Deutlichkeit zeigt.

|